Die ehemalige GM2000 QCI Montierung von 2004
Helmut Heinicke: 11.04.2020 (www.darksky-fan.de)
Das astronomische Interesse erwachte bei mir schon in der Jugend. Es sollte aber Jahrzehnte dauern, bis ich mich entschloss in dieses Hobby wirklich einzusteigen. Meine erste Ausrüstung war ein 5-Zoll-Refraktor und eine Astro Physics Montierung CNC400. Meine Beobachtungen machte ich überwiegend vom heimischen Garten aus, so wie ich es auch heute noch tue. Bald kam die Astrofotografie dazu, weil Fotografie ein weiteres Hobby von mir war..
Nach einigen Jahren erwachte der Wunsch auf eine noch stabilere und tragfähigere Montierung, die auch Goto – Fähigkeit haben sollte. Das konnte meine bisherige Montierung nicht. Bei einem Besuch im Jahre 2004 bei Baader Planetarium lernte ich die damals ganz neue Montierung GM2000 QCI des italienischen Herstellers 10micron kennen. Von Anfang an hatte mir die mechanische Ausführung und Präzision gefallen, aber auch das Konzept der Steuerung mit ihren vielfältigen Möglichkeiten.
Im Ausstellungsraum standen auch Montierungen eines anderen namhaften Herstellers zum Vergleich bereit. Hierbei fiel mir u.a. die Laufruhe der GM2000 auf, auch bei hohen Slew-Geschwindigkeiten.
So entschied ich mich für die GM2000 QCI. Mir wurde allerdings mitgeteilt, daß die Firmware für die Steuerung und Bedienung noch im Erprobungsstadium sei. Ich hätte die Möglichkeit, mit Betatests und eigenen Vorschlägen an der weiteren Entwicklung der Montierung, bzw. der Steuerung, noch mit zu arbeiten. Ich wollte eigentlich eine “fertige” Montierung erwerben, mich reizte aber diese Art der Mitwirkung und Mitgestaltung eines Produktes, zumal mich das Grundkonzept überzeugte. Bei der Erprobung und Einbringen von Verbesserungsvorschlägen zeigte der Hersteller ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft für fundierte Wünsche des Anwenders. Es war eine gute Zusammenarbeit.
Ich hatte die GM2000 bei mir im Garten quasistationär aufgebaut. Die Montierung befand sich auf einem Säulenstativ permanent draußen, abgedeckt und geschützt durch eine LKW-Plane. Das Teleskop wurde erst bei Bedarf aufgesetzt, ebenso wurden Steuerbox und Handbediengerät erst dann angeschlossen. Die Montierung blieb dadurch immer optimal eingenordet, was die Rüstzeiten vor einer Beobachtung verkürzte.
Die Montierung hat sich als robust, zuverlässig und laufgenau erwiesen. Die Bedienung mit dem Handbediengerät empfand ich als überaus praktisch und übersichtlich. Der Objektkatalog war sehr umfangreich, und konnte bezüglich Kometen und Asteroiden aus dem Internet aktualisiert werden, ein unschätzbarer Vorteil vor allem bei der Beobachtung von “neuen” Objekten.
Bei dem Firmware-Update auf die Version 2 durfte ich, zusammen mit einigen Kollegen, wieder als Betatester mitarbeiten. Auch hier war der Hersteller für Vorschläge und Verbesserungsideen offen, ein Verhalten gegenüber dem Anwender, welches meiner Erfahrung nach eher selten zu finden ist.[br]
Die aktuelle GM2000 HPS Montierung auf Baader Stahlsäule
Im Jahr 2011 kam dann die neue Montierung, die GM2000 HPS, heraus. Ich bin damals angesprochen worden, ob ich diese Montierung nicht auch im Praxiseinsatz testen wolle. Ich habe gerne zugesagt, und war zusammen mit Rolf Geissinger, einem renomierten Astrofotografen, Betatester dieser Montierung. Jeder von uns beiden hatte unabhängig getestet, aber wir hatten uns natürlich gegenseitig ausgetauscht. Das Ergebnis war, dass wir beide unabhängig von einander ein bestimmtes Fehlverhalten der Montierung bzw. der Firmware festgestellt hatten. Die Beseitigung dieses Fehlverhaltens war anscheinend recht anspruchsvoll. Jedenfalls wurde dadurch die geplante Markteinführung der Montierung um fast ein halbes Jahr verschoben. Ich finde so etwas ehrlich und kundengerecht, was man meiner Erfahrung nach recht selten antrifft.
Ich habe anschließend diese Montierung erworben, und die bisherige GM2000 QCI, die kurz vorher von 10micron noch überarbeitet worden war (der periodische Schneckenfehler betrug nach meinen Ermittlungen dann nur noch +/- 2 ” ! ), wurde über Baader Planetarium verkauft – so weit ich weiß an einen Astroverein im Badischen.
Seit Mitte 2011 habe ich nun die GM2000 HPS, die ich wieder quasistationär auf dem Säulenstativ betrieben habe.
Bisher hatte ich im Garten immer von einer kleinen Terrasse hinter der Garage aus beobachtet. Aber in den vielen Jahren waren die Bäume in Nachbars Garten so hoch geworden, dass mein freier Himmelsausschnitt immer mehr begrenzt wurde. In dieser Situation haben meine Frau und ich uns entschlossen, von einer anderen Stelle des Gartens, die einen freieren Blick zuließ, zu beobachten. Dort stand aber leider ein Apfelbaum, der dann weichen musste. Er hatte uns sowieso schon seit Jahren keine Freude mehr bereitet. Dabei kam die Idee, doch gleich eine Sternwarte zu bauen, und zwar eine Rolldachhütte. Diese integriert sich sehr gut in unseren Garten, und machte auch bei der Genehmigung durch das Bauamt keine Probleme. Eine feste Sternwarte ist etwas Feines. Wie bisher im Winter im Freien zu hocken, wenn vielleicht noch ein kalter Wind bläst, das wollte ich mir nicht mehr länger zumuten. Schließlich wird man nicht jünger. Wenn alles betriebsfertig aufgebaut ist, kann man auch einen unerwarteten Wolkenabzug besser nutzen.
Die Planungen begannen im Herbst 2018. Bis das Projekt dann in Angriff genommen wurde, war es 2019. Die Rolldachsternwarte wurde von Herrn Stefan Reichmann von www.rolldachuette.de weitgehend nach meinen Ideen und Wünschen realisiert. Der Versuch, die Rolldachhütte von einem in unserer Nähe ansässigen Holzhütten-Hersteller anfertigen zu lassen, scheiterte. Diese Firmen haben zwar Partyhütten, Saunahütten, usw. im Programm, aber an ein Rolldach haben sie sich nicht heran getraut. Sie waren wenigsten ehrlich, muß ich feststellen. Dann haben mich meine Recherchen zu Herrn Reichmann geführt. Von einer Baufirma in unserem Ort habe ich ein stabiles Fundament erstellen lassen. Im Herbst 2019 wurde mit dem Aufbau der Rolldachhütte begonnen. Anfang 2020 war die Sternwarte betriebsbereit, wenn auch noch nicht ganz fertig.
“First Light” war Anfang März 2020. Dabei hatte ich das Glück eine Schönwetter-Periode ausnutzen zu können. Die Rolldachhütte hat sich dabei sehr gut bewährt.
Die GM2000 HPS befindet sich jetzt auf einer modalen Stahlsäule von Baader Planetarium und trägt z.Z. zwei Teleskope: ein TEC 140 ED und ein TEC 110 FL. Durch die feste Aufstellung der Montierung werde ich meine DeepSky-Aufnahmen nun i.d.R. ungeguidet machen, was ich bisher gelegentlich bereits getan habe. Nun wird das aber wohl der Normalfall werden. Bei den ersten Aufnahmesessions hat sich das jedenfalls bestens bewährt. Dithern mache ich jetzt über Maxim DL “via Mount”, da das übliche Dithern “via Guider” nicht mehr möglich ist.
Ich habe den Eindruck, dass ich nun mit der Garten-Sternwarte und der Montierung GM2000 HPS ein Setup habe, welches bestens zusammen passt.