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Peter Bresseler
14.03.2025

Präzision trifft Geschwindigkeit

Erfahrungsbericht mit dem Celestron RASA 8 und der 10Micron GM1000 Montierung

Auf der Suche nach einer fortschrittlichen und zeitgemäßen Montierung stieß ich auf der Astromesse ATT 2024 am Baader-Planetarium Stand auf die 10Micron GM1000 Montierung. Die Montierung sah ich bis dato noch nicht in natura, in den einschlägigen Foren wurden Montierungen des italienischen Herstellers 10Micron immer hoch gelobt für ihre Präzision und Einfachheit in ihrer Handhabung.

Meine neue Montierung sollte neben der präzisen Nachführung auf den Achsen mit absoluten Encodern ausgestattet sein, Autoguiding mit Drittsoftware und separatem Autoguider sowie die daraus resultierenden Probleme wollte ich unbedingt vermeiden. Ein hoher Automatisierungsgrad sämtlicher Funktionen und Ansteuerung über ASCOM sah ich als Voraussetzungen. Bevor ich nach Hamburg zog, betrieb ich eine kleine Sternwarte bei Lüneburg mit einer Astro-Physics AP1200 Montierung mit verschiedenen Teleskopen, maschinenbautechnisch nahezu perfekt, gepaart mit deren sehr guter Nachführgenauigkeit und einfacher Handhabung, war mir die Qualität höherpreisiger Modelle bereits bekannt. In Hamburg sah ich zunächst keine Möglichkeit, Astrofotografie sinnvoll zu betreiben, stellte aber dann doch fest, da geht vielleicht etwas. Diese Erkenntnis lag schon ein paar Jahre zurück. Mittlerweile baute ich sukzessiv meine Ausrüstung komplett neu auf.

Neben der klassischen Deep-sky Astrofotografie widme ich mich der Suche nach unentdeckten galaktischen Emissionsnebeln wie Planetarische Nebel oder Herbig-Haro Objekten, so dass ich parallel nach einem lichtstarken Astrographen Ausschau hielt. Nach einer Beratung mit Herrn Risch aus dem Team Baader Planetarium waren zwei Wochen später die 10Micron GM1000 Montierung und ein RASA 8" - Rowe-Ackermann Schmidt Astrograph fest auf der Säule meiner Gartensternwarte installiert.

Ich bin kein Freund vom Lesen von Broschüren, so dass ich das mitgelieferte 10Micron Handbuch eher überflog als jede Position genau zu durchleuchten. Mein Fokus lag ohnehin weniger auf die Nutzung des Handtasters, der dort gut und anschaulich beschrieben wurde, ich stellte mir eher einen Remotebetrieb vom Haus in den Garten per PC bzw. Notebook vor. Im klar gegliederten Handbuch der GM1000 fand ich alle für mich relevanten Funktionen dazu verständlich beschrieben. Für den Autofokus verbaute ich am Celestron RASA 8 einen Fokussiermotor, der wie die GM1000 Montierung über ASCOM angesteuert werden kann. Als Taukappe entschied ich mich für die Celestron ALU-Taukappe, die mit einem Deckel die Teleskopöffnung vor Staub schützt.

Als Steuersoftware sollte NINA dienen, mittlerweile Standard für das Zusammenführen und Automatisierung verwendeter Geräte und Einstellungen. Die GM1000 als High Precision System (HPS) spielt mit ihren hochauflösenden Encodern in RA und DEC ihre außergewöhnlich hohe Nachführgenauigkeit nur dann aus, wenn das zugrundeliegende Sternmodell akkurat eingerichtet wurde. NINA bietet mit dem 10Micron Tools ein kostenloses und intuitives Plugin, das auch für andere 10Micron Modelle nutzbar ist und die Erstellung eines Sternmodells erheblich erleichtern soll. Ich bin gespannt, wie es sich bewährt.

Hier in Hamburg bin ich nicht gesegnet mit freier Sicht, das Gegenteil ist der Fall. Das Sternmodell dient der Montierung für den autoguiderfreien Betrieb und sollte im Idealfall Sterne des gesamten Himmels erfassen. Bäume und Häuserdächer reduzieren die freie Sicht auf ein Minimum, so dass die Sternmodell Erstellung mir zunächst als Herausforderung erschien. Weit gefehlt! NINA macht es in Verbindung mit dem 10Micron Plugin geschickt: Es berücksichtigt die zuvor eingegebenen Horizontdaten so, dass nur Sterne für das Modell verwendet werden, die auch ansteuerbar sind. Eigentlich logisch, kurzum, die Erstellung des Modells, in dem die Sterne nacheinander automatisch angefahren wurden, war nach weniger als 5 Minuten abgeschlossen. Dabei wurde jede Position wurde automatisch vermessen und mit Plate-Solving danach verifiziert.

Als ich den Celestron RASA 8 dann erstmals in Verbindung mit der 10Micron GM1000 nutzte, lagen die ausgedehnten galaktischen Nebel – bedingt durch Bäume und Hausdächer – außerhalb meiner Reichweite. Die Whirlpool Galaxie M 51 jedoch befand sich im Zenith und daher gut in Reichweite. Kleine Galaxien sollten eigentlich nicht zu den bevorzugten RASA Objekten gehören, weit gefehlt. Die hohe Abbildungsgüte liefert auch für kleine Objekte wie Galaxien eine hohe Auflösung, die 8" Öffnung liefert hier die idealen Rahmenbedingungen, was die nur drei Stunden belichtete M 51 Aufnahme anschaulich zeigt.

Damit der RASA 8 seine Stärken voll ausspielen kann, muss die Optik gut kollimiert sein. Man liest hin und wieder in den Foren, dass die Sternabbildung zuweilen nicht gut sein soll. Bei einem sauber justierten Teleskop könnten nicht korrekte Abstände oder suboptimale Kamera-Kabelzufuhr Probleme bereiten. Der RASA 8 ist auch empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und daraus resultierenden Fokusabweichungen. Mit einem präzisen Fokussiermotor, der automatisch nachfokussiert, ist diese Eigenschaft lichtstarker Teleskope kein Hindernis. Die eingebaute Lüftereinheit hilft ebenso dabei, Temperaturanpassungen schneller zu stabilisieren und damit auch Fokusabweichungen entgegenzuwirken.

Der Celestron RASA 8 ist ein leistungsstarkes und schnelles Teleskop für Deep-Sky-Fotografie. Er eignet sich besonders für ausgedehnte Nebel, aber auch für kleinere Objekte wie Galaxien. Wer kurze Belichtungszeiten, gut durchbelichtete und detailreiche Bilder schätzt, wird mit diesem Astrographen viel Freude haben.

Fazit

Summa Summarum, für mich bietet die 10Micron GM1000 mit ihrer Präzision und Einfachheit in der Handhabung zusammen mit dem Celestron RASA 8 das ideale Rüstzeug für Astrofotografie auf hohem Niveau. Trotz kurzer Belichtungszeiten erhalte ich gut durchbelichtete und detailreiche Aufnahmen. Bei meiner Suche nach unbekannten kompakten Emissionsnebeln konnte ich tatsächlich kürzlich – gewonnen mit der neuen Ausrüstung – einen Fund im Sternbild Gemini verbuchen, dessen Registrierungsprozess (Stand 02/ 2025) noch nicht abgeschlossen ist. Diese spannende Story wird also eine Fortsetzung finden.

Der Rosettennebel in atemberaubendem Detail: Celestron RASA 8 (400 mm, f/2) mit ASI183MCpro Farbkamera. Für die präzise Nachführung sorgte eine 10-Micron-GM1000-Montierung, während ein IDAS-Dualbandfilter die H-Alpha- und [OIII]-Emissionslinien verstärkte. Die Gesamtbelichtungszeit betrug 3 Stunden, verarbeitet mit PixInsight - aufgenommen in Hamburg.

Peter Bresseler

https://pixlimit.com