Die 10Micron GM1000 gehört zweifellos zu den High-End-Montierungen auf dem Markt – und dennoch war ich überrascht, wie mobil und einfach im Feld sie sich in Kombination mit der Steuerungssoftware N.I.N.A. einsetzen lässt. In diesem Erfahrungsbericht zeige ich Schritt für Schritt, wie unkompliziert die Montierung auch unterwegs zu betreiben ist – von der Polar Alignment Routine mit dem „Three Point Polar Alignment“ Plugin bis hin zur Erstellung des Pointing Modells hin zur automatisierten Aufnahme mit dem Advanced Sequencer in N.I.N.A.
Viele Anwender schrecken zunächst vor dem mobilen Einsatz von High-End-Montierungen mit Absolutencodern zurück – und das vor allem aufgrund der weitverbreiteten Annahme, dass der Aufbau eines präzisen Pointing Modells im Feld zeitaufwändig und kompliziert sei. In der Praxis bedeutet das für viele: kostbare Aufnahmezeit geht verloren, bevor überhaupt das erste Bild belichtet werden kann. Doch genau hier überzeugt die GM1000 eindrucksvoll – sie beweist, dass sich höchste Präzision und mobiler Einsatz keineswegs ausschließen. Im Gegenteil: Mit den richtigen Werkzeugen, wie N.I.N.A. und seinem automatisierten „10u Model Builder“, wird der mobile Betrieb dieser High-End-Montierung nicht nur machbar, sondern ausgesprochen effizient.
Die GM1000 zeigt eindrucksvoll, dass Genauigkeit und Mobilität sich nicht ausschließen müssen:
Der mobile Aufbau der GM1000 gelingt mit wenigen Handgriffen und ist schnell erledigt. Für eine präzise Nachführung bei Langzeitbelichtungen ist jedoch eine exakte Ausbalancierung des Setups unerlässlich. Beim ersten Aufbau meines persönlichen Setups habe ich die optimale Ausgleichsposition sorgfältig bestimmt und mir diese mit einem Lineal markiert. So kann ich diese Position bei künftigen mobilen Einsätzen schnell und zuverlässig reproduzieren. Die 10Micron GM1000 bietet hierfür eine praktische Funktion im Handcontroller unter dem Menüpunkt Drive → Balance → Balance RA / Balance Dec. Dort lassen sich sowohl die RA- als auch die DEC-Achse detailliert vermessen und justieren. Nach Abschluss der Balancing-Routine gibt die Montierung eine klare Rückmeldung, ob das System Scope Heavy oder Shaft Heavy ist. Ziel ist eine Ausbalancierung von unter 0,4 % – erst dann gilt das Setup in beiden Achsen als optimal gewichtet.
Ist die mechanische Basis gelegt, folgt der clevere Teil: das Polar Alignment. Hier nutze ich das Plugin Three Point Polar Alignment in N.I.N.A., das eine präzise Ausrichtung ohne zusätzlichen Polsucher ermöglicht.
Das Plugin erlaubt es, innerhalb weniger Minuten eine präzise Ausrichtung vorzunehmen – ganz ohne Polsucher oder zusätzliche Tools.
Ablauf:
Tipp: Durch die Integration in N.I.N.A. entfällt ein Wechsel der Software – alles aus einer Hand.
Wichtiger Hinweis:
Bei Verwendung des Three Point Polar Alignment-Plugins müssen sowohl Dual-Axis Tracking als auch die Refraction Correction deaktiviert sein, damit die Montierung beim Anfahren der Ist- und Sollpositionen nicht automatisch nachkorrigiert.
Achtung: Nach erfolgreichem Abschluss des Polar Alignments nicht vergessen, beide Optionen wieder zu aktivieren!
Die in der 10Micron verbauten Absolutencoder ermöglichen den Aufbau eines internen Pointing Models – also einer Art Fehlerkarte, die verschiedene Abweichungen kompensiert. Dazu gehören zum Beispiel:
Beim Anfahren oder Nachführen in einem bestimmten Bereich des Himmels passt die Montierung daraufhin die Geschwindigkeit ihrer Motoren dynamisch an, um die zuvor ermittelten Fehler gezielt auszugleichen.
Ein internes Pointing Model lässt sich hervorragend aus N.I.N.A. heraus automatisieren und für alle Folgenächte bei erneuter Verbindung wieder automatisch auf die Montierung laden.
So funktioniert die Erstellung eines Pointing Models Schritt für Schritt – automatisiert mit Kamera und Plate Solving:
Solange die Montierung nicht bewegt wird (z. B. durch Abbau oder Transport), bleibt das Modell erhalten und kann weiterverwendet werden.
Zur Erstellung des Pointing Models stehen drei Programme zur Verfügung:
Ein gutes Modell kann mit ca. 25–30 Sternen (maximal 100 Sterne) erstellt werden und erhöht die Nachführgenauigkeit erheblich, was vor allem bei langen Brennweiten, schmalbandigen Aufnahmen aber auch Langzeitbelichtungen entscheidend ist. Nach der Erstellung des Pointing Models können einzelne „schlechte Sterne“ über die Option Remove Worst Star entfernt werden, um den RMS-Error der Montierung gezielt zu verbessern.
Wichtig: Speichern des finalen Pointing Models nicht vergessen!
Je nach verwendeter Brennweite ist ein RMS-Error von unter 5 Bogensekunden erstrebenswert. Mit einem größeren Sternmodell lassen sich jedoch auch Werte deutlich unter 1 Bogensekunde erreichen. Die Praxis mit meinem aktuellen Setup – einer Brennweite zwischen 380 und 530 mm – zeigt, dass bereits Pointing Modelle mit 15 bis 20 Sternen völlig ausreichend sind.
Die gesamte Erstellung dauert in der Regel nur etwa 10 Minuten.
Ein zusätzlicher Vorteil: Das Pointing Model kann bereits in der fortgeschrittenen Dämmerung aufgenommen werden – so geht keine wertvolle Belichtungszeit verloren.
300% Ansicht - 300 Sekundenaufnahme mit 15 Sternmodell – Unguided!
Die 10Micron GM1000 lässt sich komplett aus N.I.N.A. heraus steuern:
Dank ASCOM-Kompatibilität läuft die Kommunikation stabil und zuverlässig.
Der Advanced Sequencer ist das Herzstück für automatisierte Sessions – perfekt für den mobilen Einsatz, wenn man zügig und effizient belichten möchte.
Beispielhafte Schritte in einer Sequenz:
Am Ende der mobilen Sessions zwischen Februar und März 2025 entstand dieses Bild von M45 (Pleiaden), aufgenommen mit:
Die Kombination aus Präzision, Softwareintegration und Zuverlässigkeit macht die 10Micron GM1000 zu einer idealen Wahl – nicht nur für eine stationäre Sternwarte, sondern gerade auch für mobile Astrofotografie.
Besonders hervorzuheben:
Die GM1000 HPS EP (Enhanced Performance) ist die nächste Evolutionsstufe der bewährten GM1000 HPS – keine Ablösung, sondern eine gezielte Weiterentwicklung. Dank der neuen verstärkten RA- und DEC-Achsen und Lagern, bietet Ihnen bietet Ihnen diese Montierung 20 % mehr Nutzlast (bis zu 30 kg) – bei nahezu gleichem Gewicht. Damit genießen Sie als Astrofotograf höchste Stabilität in einer äußerst kompakten Form.
Dieses Nachfolgemodell ist ab sofort zum gleichen Preis erhältlich, inklusive der ebenfalls neuen V3 Kontrollbox