Als Astrofotograf steht man in Hamburg vor einer besonderen Herausforderung: Die zunehmende Lichtverschmutzung erschwert Beobachtung und Astrofotografie erheblich. Tiefe Belichtungen oder schwache Objekte lassen sich unter diesen Bedingungen kaum noch sinnvoll aufnehmen. Zusätzlich erschweren Bäume die freie Sicht in den Himmel.
Daher entstand früh die Idee, die Aktivitäten in Richtung eines Remotestandortes zu verlagern. Dort, unter deutlich besseren Himmelsbedingungen, können wir für Astrofotografie alle fotografischen Disziplinen in ganz anderer Qualität umsetzen.
Für einen solchen Standort braucht es eine Montierung, die auch ohne permanente manuelle Kontrolle zuverlässig arbeitet: präzises Pointing, hochgenaues Tracking, absolute Zuverlässigkeit im Dauerbetrieb und flexible Fernsteuerung. Nach intensiver Abwägung fiel die Wahl auf die neue 10Micron GM1000 HPS EP (Enhanced Performance) – eine Montierung, die all diese Anforderungen ideal erfüllt und dabei kompakt und tragfähig bleibt.
Die Vorgängerversion, die 10Micron GM1000 V2, kannte ich schon sehr gut und war von deren Qualität in jedweder Form begeistert. Das Interessante an der neuen Version ist die höhere Traglast, damit die einhergehenden verstärkten mechanischen Komponenten und die neue Elektronik, die eine leistungsfähigeres Erlebnis versprach. Das Stand-alone Handpad mit Hintergrundbeleuchtung und Heizung ist remote kein Thema, aber Ethernet, Wi-Fi und RS-232 Schnittstellen schon, und das bringt die Montierung von Haus aus mit.
Die höhere Traglast war für mich insofern wichtig, da noch nicht 100% klar war, was genau remote betrieben werden sollte, also welche Ausrüstung dort verbaut werden soll. Eine höhere Traglast versprach in diesem Punkt eine höhere Flexibilität bei der Zusammenstellung des Setups.
Geliefert wurde die Montierung in einem stabilen Karton, bis auf die Gewichte war alles darin verstaut. Der Aufbau auf meine Säule war in wenigen Augenblicken getan, die Abmessungen und die Bohrungen entsprachen exakt der Vorgängerversion. Mit Spannung erwartete ich den ersten Einsatz. Anfang September war es dann so weit.
Ein erster und wichtiger Punkt ist das exakte Ausbalancieren der Ausrüstung, die aus einem Celestron 11" EdgeHD, einem BAADER APO 95/580 CaF2 Travel Companion und der Vollformat Kamera Moravian C3-61000 Mono CMOS Kamera mit Vollformat-Sensor Sony IMX455 (36x24mm) bestand. Mit der original Taukappe und dem motorisierten Steeltrack lag das Gesamtgewicht bei ca. 31 Kg, also sogar etwas oberhalb des spezifizierten Maximalgewichtes.
Das Ausbalancieren wird durch eine Handcontroller Funktion unter dem Menüpunkt Drive → Balance → Balance RA / Balance Dec unterstützt, was auch theoretisch den Betrieb im Feld schnell und problemlos ermöglichen soll.
Das Polar-Alignment führte ich in der Vergangenheit mit einem Sucher und der SharpCap4.0 Polar-Alignment Funktion durch, nur soll das NINA-Plugin die präzise Ausrichtung übernehmen. Der Vorteil hier liegt auf der Hand, die Ausrichtung erfolgt mit dem Ziel-Setup, ohne Wechsel der Software bzw. der Geräte.
Um die 10Micron GM1000 nun zu nutzen, erfolgt als nächster Konfigurations-Schritt das Erstellen eines Pointing-Modells. Das Pointing-Model lässt sich hervorragend aus N.I.N.A. heraus erstellen und einmal generiert lässt es sich für alle Folgenächte erneut verwenden.
Mein eingeschränktes Sichtfenster zum Himmel ist durch Bäume und Nachbarhäuser stark eingeschränkt, daher habe ich meinen Horizont in NINA geladen. Diese Limits werden bei der Erstellung des Pointing-Modells berücksichtigt, d.h. die Montierung fährt beim Erstellen des Pointing Models keine Sterne in verdeckten Bereichen an. Mein Pointing-Modell umfasst nur 20 Sterne, dies ist dem eingeschränkten Bildfeld geschuldet. Faustregel: je mehr Sterne, desto besser ist die Nachführgenauigkeit, gerade bei langen Brennweiten
Der nachfolgende Ablauf ist Routine und die Steuerung erfolgt komplett mit Hilfe des Advanced Sequencer. Geräte einbinden und starten, Objekte anfahren, Ausschnitt wählen, Aufnahmeparameter festlegen, Sequenz starten.
Den 10Micron Ingenieuren und Produktentwicklern ist mit der neuen GM1000 EP ein großartiges Produkt gelungen, eine gezielte Weiterentwicklung, was noch einmal eine Verbesserung des ohnehin hohen Niveaus bedeutete. Die deutlich höhere Nutzlast auf bis zu 30 Kg bei fast gleichem Gewicht hebt die Montierung in eine verbesserte Leistungsklasse, die vermutlich sogar ein C14 mit astrofotografischem Zubehör tragen sollte. Die neue V3 Kontrollbox ist wie in der Version V2 robust und softwaretechnisch auf höchstem Niveau, funktional und top geeignet für alle Facetten der Astrofotografie.
Die Montierung ist einfach in der Handhabung und liefert unter Maximalbeladung wie erwartet ein klasse Ergebnis, wie die M 57 Aufnahme zeigen soll, welche unter meinem Hamburger Himmel in einem kleinen Sichtfenster zwischen Häuser und Bäumen entstand.
September 2025, © Peter Bresseler – pixlimit.com
M57: 10Micron GM1000 EP unguided; Celestron C11 EHD, F/10; Moravian C3-61000 mit Baader H-Alpha und [OIII] Schmalband-Filter, je 60 Minuten, verarbeitet als HOO R=[H-Alpha], G=[OIII], B=[OIII] in PixInsight